Bild Kupferstich Neustadt Orla

028. NS-Zeit in Neustadt

 

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Hiervon gibt es keinen Filmausschnitt .

 

 

Neustadt an der Orla  in der NS-Zeit

 

Die Zeit zwischen 1932 bis Kriegsbeginn 1.September 1939

 Zusammengestellt von Walter Hoffmann

 

Die Geschichte ist eine Registratur zeitgeschichtlicher Ereig­nisse die versucht, diese zu erfassen um sie der Nachwelt auf­zubewahren.

Sie stellt somit eine aktive Kraft dar, bei der Meisterung der Gegenwart und der Gestaltung der Zukunft vorausgesetzt, dass die Lehren aus ihr bei der Entscheidungsfindung einbezogen werden. Es gibt kaum vergleichbares in der deutschen Geschichte, wo uns die Wiedergabe bzw. Darstellung regionaler geschichtlicher Er­eignisse und Begebenheiten so schwer fällt, wie die aus der NS-Zeit. Dieser Zustand hält auch weiterhin an. Das trifft nicht nur zu für unsere Orlastadt, sondern für fast alle Städte und Gemeinden auf dem Gebiet der vormaligen DDR, in der bis zur Wende 1989 die Zeit zwischen 1933 und 1945 stets einseitig und unter besonderer "Hervorhebung" kommunistischer sowie der Auslassung bürgerlicher und nationalsozialistischer Ereignisse behandelt wurde.

Die Zeit zwischen 1933 und1945 in Vergessenheit geraten zu lassen wäre gleichzusetzen, keine Lehren aus der Vergangenheit des Natio­nalsozialismus ziehen zu wollen und das Risiko einzugehen, folgenschwere Fehler aus der Vergangenheit zu wiederholen.

Der Träger des Friedenspreises des "Deutschen Buchhandels" des Jahres 1999,der US-Historiker Fritz Stern rief bei der Verlei­hungsfeier in Frankfurt Main dazu auf, sich auch weiterhin mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen. Der "Nationalsozialismus" so seine Worte, lastet auf uns allen.

Der Verleger und Autor der "Schleizer Heimatblätter" J.K.Klimpke wenn auch mit Hindernissen, da man ihm das Studium von Gemeinde­schriftstücken über die NS-Zeit des Schleizer-Oberlandes verwehr­te, ihm gelang es trotzdem, an entsprechende Informationen zu gelan­gen und die regionalen Vorgänge und Ereignisse in jener Zeit ohne Abstriche an der linken oder rechten Szene, zeitentsprechend wie­derzugeben.

Vorgänge und Ereignisse, die zu damaliger Zeit in ganz Deutsch­land, überall gleich verliefen so auch in unserer Orlastadt.

Nachfolgend die "Textwiedergabe" aus der "Schleizer Regional-Zeitung"

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Textwiedergabe aus "Schweizer Regionalzeitung" Jahrgang 1932/33.

 

Der Winter 1932/33 war sehr kalt und besonders lang. Es lag im Januar noch kein Schnee und der kalte Frost steckte tief in den Böden, ließ Bäche und Teiche zufrieren. Die Dicke der Eisschicht auf den Teichen betrug 22 cm. In ganz Deutschland herrschte seit Jahren ansteigende Arbeits­losigkeit. Offiziell lag die Arbeitslosenquote im Reich bei 29,9 %. Inoffiziell rechnete man aber mit 40 %, was 7,6 Mio Erwerbslosen entsprach.

Im Arbeitsamtsbezirk Gera, Greiz, Schleiz, Ziegenrück,(Neustadt/O, gehörte zu jener Zeit zum Landkreis Gera) gab es offiziell 29.448  Arbeitslose, von denen 9.004 Arbeitslose keinerlei finanzielle Unterstützung vom Staat erhielten.

Seit 1930 (Zeit der Weimarer Republik) gab es ständig Regierungs­krisen mit wechselnden Koalitionen.

Was die eine Partei an praktikablen Vorschlägen zur Minderung der Notlage durch die Arbeitslosigkeit einbrachte, zerredeten die anderen Parteien in endlosen und oft unsachlichen Diskus­sionen.

Die Reallöhne waren seit 1929 um 15 % gesunken.

Das Erstarken extremer politischer Kräfte wie die NSDAP u. KPD führte dazu, dass sich das ausländische Kapital aus dem deutschen Markt zurückzog, was wiederum zu einer weiteren Verschärfung der Krise im Land führte und die extremen politischen Kräfte NSDAP und KPD weiter stärkte.

Die Kürzung der Arbeitslosen-, Krisen- und Wohlfahrtsunterstüt­zung bei über 6 Millionen Arbeitslosen hinterließ ihre Spuren.

Die Menschen in Deutschland waren unzufrieden und hofften auf baldige Besserung der wirtschaftlichen und politischen Verhält­nisse.

Wie im ganzen "Deutschen Reich" richtete sich die Hoffnung zu­nehmend auf Hitler und die NSDAP.

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Während in den Großstädten die bürgerliche Mitte (Zentrums-Partei) noch einigen Zuspruch fand, spielte diese auf dem Lande keine Rolle mehr.

Hier polarisierten sich die politischen Extreme, wobei sich die Waage zu den Nationalsozialisten hin neigte.

Dementsprechend waren auch die Wahlergebnisse zu den Stadtrat- und Kreistagswahlen am 5.12.1932, wo die NSDAP die überwiegende Mehrheit an Stimmen der Wähler auf sich vereinigen konnte und somit auch die meisten Sitze in den Stadträten erhielt.

Die Schlagworte Hitlers in den Wirren jener Zeit wie:

" Arbeit und Brot für Jedermann " und...,

-" Keiner soll hungern und frieren."

erweckte Hoffnung bei all denen, die an den frostigen Winter­tagen 1932/33 ohne Arbeit und Brot Frierend zu Hause saßen und den Glauben an bessere Zeiten schon verloren hatten. Besonders auf deren Stimme setzten die Nationalsozialisten und der Erfolg blieb nicht aus.

Vergleichbar mit den heutigen AB - Maßnahmen ging man damals da­ran, den arbeitslosen Menschen mit gemeinnütziger oder staatlich organisierter Arbeit zu helfen.

Am 17.Sept.1932 wurde hierzu in Thüringen der Landesarbeitsdienst "Thüringen"e.V. gegründet.

Im ganzen Land entstanden derartige Arbeitsdienstlager. Ähnliche Einrichtungen schuf auch der Soldatenbund "Stahlhelm" hier in der Orlastadt.

Für das Gebiet Neustadt an der Orla befand sich der Landes­arbeitsdienst im Gebäude der Gastwirtschaft "Harrasmühle". Das Arbeitsdienstlager des Stahlhelms hingegen" befand sich an der Nordseite von vormals "Langs Fabrik" in der Rodaer Strasse. (Der rote Ziegelbau steht noch).

Die freiwilligen Teilnehmer solcher Arbeitsdienstlager waren von der Bürgersteuer befreit. Unter der Parole:

" Ich diene".

bestand der tägliche Ablauf der freiwilligen Teilnehmer aus Arbeit und Sport, wobei militärische Ordnung und Disziplin herrschte.

Die vorwiegend jugendlichen Teilnehmer trugen feldgraue uni­formähnliche Kleidung und mussten ihre Vorgesetzten grüssen.

 

Der Führer des Arbeitsdienstlagers der Harrasmühle war ein Herr Dr.Stieftes.

Die Erziehung zur Arbeit so seine Worte, ist das oberste Gebot und die erste und vornehmste Aufgabe des Arbeitslagers. Im Arbeitslager waren 60  Personen aus unterschiedlichen Berufen vertreten wie Schlosser, Fräser, Dreher, Handlungsgehil­fen,  Fleischer, Bäcker, Glaser, Drahtweber, Kraftfahrer, Bahnarbeiter und andere mehr.

Der freiwillige Dienst betrug 20 Wochen bei freier Wohnung, Klei­dung und Verpflegung, wofür aus staatlichen Mitteln Zuschüsse von 12 Mark pro Person die Woche gezahlt wurden. Als Tagesgeld erhielten die Freiwilligen 30 Pfennige pro Tag. Zu jener Zeit, als das Arbeitslager sich in der Harrasmühle befand, wurden von den 60 freiwilligen Teilnehmern insbe­sondere Regulierungsarbeiten an den hochwassergefährteten Stellen des Flußbettes der Orla zwischen Neunhofen und der Kolbaer Flurgrenze durchgeführt.

Am 5.März 1933 fanden die für das deutsche Volk schicksalentscheidende Reichstagswahl statt.

 

Hier die Wahlergebnisse dieser Reichstagswahl:

 

Partei

Sitze

 

KPD

81

 

SPD

Zentrum

120

73

 

BVP

DDP DStP

19

5

 

DVP

2

 

DNVP

53

 

NSDAP

288

 

gesamt:

647

 

 

Im Ergebnis dieser Wahl erhält die NSDAP von 647 Sitzen 288 und nach Ausschluss der 81 Kommunisten aus dem Reichstag die absolute Mehrheit.

 

Die hierdurch entstandene neue Sitzverteilung ergab somit für die

 

- NSDAP

288

Sitze

— SPD

120

Sitze

— Zentrum

73

Sitze

— Deutschnationale

53

Sitze

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Die jetzt noch vorhandenen Bürgerlichen und Arbeiterparteien im neuen "Deutschen Reichstag" wurden jedoch mit dem Beginn der Gleichschaltung (7.3.33) der deutschen Länder aufgelöst bzw. verboten.

Die nachfolgende "Kombinierte Volksabstimmung" ergab

92 % für

die Einheitsliste der NSDAP, sodass am Ende die NSDAP alleinregie­rende Partei in ganz Deutschland war.

Nachstehende Übersicht aus dem "Neustädter Kreisboten" vom März des Jahres 1933 veranschaulicht Wahlergebnisse der Reichstags­wahl vom 5.März 1933 aus einigen "Thüringer Stadt- u.Landkreisen".

 

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Wie auch hier erkennbar, stimmten die Mehrheit in jener Zeit der "Weimarer Republik" für die Nationalsozialisten in der Hoffnung, aus der Wirtschaftskrise wieder zu normalen Verhältnissen zu­rückzufinden.

Durch die Schwäche des liberalen Bürgertums und der Arbeiterbewe­gung, der Parteienvielzahl mit ihrer Meinungsvielfalt sowie dem  endlosen Parteiengezänk und Debatten im Reichstag scheiterte die "Weimarer Republik" in Deutschland.

Nach der Machtübernahme Hitlers besetzte die "SA" im Juni 1933 das Lager des "Thüringer Landesarbeitsdienstes Thüringen" e.V. sowie das Arbeitsdienstlagers des Stahlhelms in Neustadt Orla wie im gesamten "Deutschen Reich" und schaltete sie gleich. Gleichschaltung bedeutete, dass die Leitung und Führung der Arbeitslager unter NS-Verantwortung zu stellen war.

Danach erfolgten unter NS-Führung erstmals gemeinsame Arbeitsein­sätze von Angehörigen des freiwilligen Arbeitsdienstes und der 0.2 Kompanie des Stahlhelms.

Die nun gemeinsam durchgeführten Arbeitseinsätze konzentrier­ten sich  insbesondere auf Orlaregulierungsarbeiten im Be­reich westlich von Molbitz  bis hin zur Ehrlichsmühle einschließlich der Beseitigung der großen Flussbettschleife am Rauh-Haus. Im Sommer 1933 wurde das "Freiwillige Arbeitslager" von der Harrasmühle nach Neustadt/Orla verlegt und befand sich bis zu seiner Überführung zusammen mit dem Arbeitslager des Stahlhelms am 26.6.1935 im "Reichs-Arbeitsdienst" in dem heute noch vorhandenen Ziegelbau in der Rodaer Strasse hinter vormals "Längs Fabrik".

Mit der Machtergreifung Hitlers und seiner NSDAP in Deutschland wurden zur Minderung der 7,6 Millionen Arbeitslosen umfangreiche Beschäftigungsprogramme und Finanzierungsmodelle zu den Beschäftigungsmaßnahmen erarbeitet und in die Praxis umgesetzt. Die Finanzierung hierzu organisierte Hjalmar Schacht, einer der einflussreichsten und fähigsten deutschen Finanzpolitiker in den 20er und 30er Jahren und unter den Nationalsozialisten von 1933 bis 1939 Reichsbankpräsident und Wirtschaftsminister. Schacht organisierte im Auftrag Hitlers die Finanzierung der Arbbeitsbeschäftigungsmaßnahmen wie auch der militärischen Aufrüst­ung in Deutschland nach dem verlorenen 1.Weltkrieg.

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Eine der größten Arbeitsbeschäftigungsmaßnahme war der Bau der "Reichs-Autobahn"  von Süd nach Nord und Ost nach West durch ganz Deutschland mit all der Vielzahl an Tunneln, kleinen und großen.

Brückenbauwerken wie der Teufelstal-Brücke und andere mehr. Aufgrund des damaligen Standes des Technik, wo es noch keine Pla­nierraupen, Überkopflader, geländegängige Löffelbagger und Kipper­transportfahrzeuge gab, erfolgte der überwiegende Teil aller Arbei­ten auf manuelle Weise wie auch der Transport der Erdmassen vor Ort mittels Feldbahnen. Hierdurch bedingt erforderte das gewaltige Bauwerk "Millionen an Arbeitskräften", wodurch das Heer der Arbeitslosen spürbar entlast­et wurde.

Eine Vielzahl Arbeitsloser aus Neustadt/Orla und umliegenden Dör­fern fanden beim nahegelegenen "Reichs-Autobahnbau" der Strecke München-Berlin wieder eine Beschäftigung.

Diese Arbeitskräfte aus regionalem Umfeld waren zumeist am Auto­bahnabschnitt Triptis-Dittersdorf eingesetzt.

Der Weg zur Arbeitsstelle erfolgte zu damaliger Zeit entweder zu Fuß oder mit dem Fahrrad.

Auch für den Gerüstbau und Schalungsarbeiten an der Teufelstal­brücke fanden zahlreiche Zimmerleute aus Neustadt/Orla für länge­re Zeit wieder eine Beschäftigung.

Auch der weitere Aus- und Fertigbau der "Hohenwarte-Talsperre" brachte für zahlreiche Arbeitslose aus regionalem Umfeld wieder  eine Beschäftigung.

Eine weitere Maßnahme jener Zeit zur Minderung der Arbeits­losigkeit war die Aktivierung der örtlichen Baugewerbe. Hierdurch entstanden in der Orlastadt die Neubausiedlungen am Süd­hang in Börthen sowie am Meilitzer- u.Leichweg, letztere zu dama­liger Zeit im Volksmund auch "Karlsdorf" genannt, nach dem Namen des zu jener Zeit amtierenden NS-Bürgertneister "Karl Hempel". Das Hitlerjugendheim (Goetheschule) und die Turnhallen in der Goethestrasse, der Orlabrücken- und Strassenneubau nach Börthen und zahlreiche andere Baumaßnahmen wie das städtische Freibad minderten die Arbeitslosenzahl in unserer Stadt. Mit der Ankurbelung der Rüstungsproduktion in Vorbereitung des 2.Weltkrieges verschwand die Arbeitslosigkeit in Deutschland gänzlich.

Hitlers Parole lautete von nun an:

"Wer nichts arbeitet, der soll auch nichts essen". 

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Mit der Machtübernahme der "Nationalsozialisten" im März 1933 erfolgten von Stunde an eine Vielzahl von Veränderungen im öf­fentlichen Leben.

So wurden am 25.März 1933 inThüringen alle Arbeiter- Turn- und Sportvereine zwangsaufgelöst.

Am 31.März 1933 wurde in Berlin das "Gesetz zur Gleichschaltung" aller Länder erlassen. Alle Landtage wurden entsprechend der Reichstagswahl neu gebildet.

Die Stimmen der KPD erklärte man für ungültig.

Am 2. Mai 1933 verbot man im gesamten Reich die bestehenden Gewerkschaften. Stattdessen wurde eine nationalsozialistische Einheits­gewerkschaft (Deutsche Arbeitsfront) gegründet.

Am 10. Mai 1933 wurde Reichsweit das Vermögen der SPD beschlag­nahmt und am 22. Juni 1933 folgte das Verbot der Partei.

Am 15. Mai 1933 stellte der Thüringer Landtag seine Arbeit für immer ein.

Im Oktober 1933 erfolgte dann die Auflösung aller parlamenta­rischen Körperschaften im Deutschen Reich.

Am 22. Juni 1933 erging an alle Schulen die Order, alle erbkranken und körperbehinderten Schüler zu melden.

Am 14. Juli 1933 war die NSDAP die einzige zugelassene Partei in Deutschland.

Im September 1933 erging die Order, die Vereinsvorstände so umzubilden, dass mindestens  51%  der Mitglieder der NSDAP angehörten.

Am 5. November 1933 war der erste staatlich verordnete „Eintopfsonntag“. In allen Gaststätten war zwischen 11- und 17 Uhr nur die Ausgabe von Eintopfgerichten erlaubt. Fleisch musste mit Gemüse gekocht werden. Vorspeisen und Brötchen waren verboten. Cafes und Gaststätten, welche keine warmen Gerichte im Angebot führten, mussten von ihrem in dieser Zeit erzielten Umsatz 10% an den Staat abführen.

12 Jahre danach, nach der bedigungslosen Kapitulation Deutschlands im 2. Weltkrieg, wären viele Menschen glücklich gewesen, wenn sie wenigstens Eintopf ohne Fleisch zu essen gehabt hätten.

In den Folgejahren nach 1933 sprach man alle deutschen Bürger staatlicherseits mit "Volksgenossen u. Volksgenossinnen" an, mit dem erstrebten Ziel, dass die Mehrheit aller Deutschen ab dem zehnten Lebensjahr sich in einer der uniformierten NS-Organisationen u. Verbände einordnet wie:  NSDAP,  SA,  NSKK,  NSFK,  Hitlerjugend,  BDM,  Jungmädelbund,  NS-Frauenschaft,  NSV (Volkswohlfahrt),   NSKOV (Kriegsopferversorgung),   RDB (Beamtenbund),  NSLB (Lehrerbund),  DAF (Deutsche Arbeitsfront),   KDF (Kraft durch Freude),  RLB (Reichsluftschutzbund),  TN (Techn. Nothilfe),  DRK (Deutsches Rotes Kreuz).

 

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SAJ Jugendtag an der Vogelstange am Schützenplatz in Neustadt an der Orla

 

Der Spielraum besonders für die jüngere Generation, sich der Ein­ordnung in eine der vielzähligen NS-Organisationen zu entziehen, war äußerst gering und das Verlangen danach schwand mit der wa­chsenden Autorität Hitlers in den Folgejahren wo die Parole hieß; "Ein Volk, ein Reich, ein Führer."

Noch heute wird oft die Frage gestellt so J.K.Klimpke, weshalb es die Deutschen damals zugelassen haben, dass die Nationalsozialisten an die Macht kamen.

In Anbetracht der täglichen Erlebnisse, der steigenden Arbeits­losigkeit, der ständig wechselnden Regierungen und den sinkenden Reallöhnen wuchs zunehmend die Sehnsucht nach einer ordnenden Hand, nach einer starken Führung.

Die Menschen erhofften sich damals von Hitler eine schnelle Ver­besserung ihrer zum Teil katastrophalen Lebensumstände. Und Hitler erfüllte ihnen in den ersten Jahren diese Sehnsüchte. "Gebt mir 10 Jahre Zeit und ihr werdet Deutschland nicht wiedererkennen".

Die Jahre von 1933 bis Kriegsbeginn September 1939 mit der in dieser Zeit erreichten Vollbeschäftigung, der verwirklichten Sozialpro­gramme und Hilfsmassnahmen wie "Volkswohlfahrt und Winterhilfswerk" erweckten Vertrauen und Hoffnung auf ein blühendes Deutsches Reich.

Doch dann kam vieles ganz anders als erwartet.

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Rückblick

über die NS-Zeit von 1933 bis zu Beginn des 2.Weltkrieges zu den

Ereignissen in unserer Stadt Neustadt an der Orla

 

März 1933

-     Orlaregulierung durch Stahlhelm und Arbeitsdienst.

5.April 1933

-     Gleichschaltung des Neustädter Stadtrates.
     (Gleichschaltung bedeutete, dass Leitung u. Führung unter NS-Ver
antwortung zu            stellen war).

4.Aug.1933

-     Einweihung des Neustädter Sommerbades in der Börthner Flur.
      (Der Badbau war zu damaliger Zeit eine jener Arbeits-Beschaf- 
      fungsmaßnahmen).

 

Aug.1933

-     Die "Deutsche Post" erhält moderne Fahrzeuge für den Paket-
      Zustelldienst.

30.8.1936

-     Luftschiff "Graf Zeppelin" über Neustadt.

7.Sept.1936

-     Manöver der neuerstandenen "Deutschen Wehrmacht" in der Neu­-
      städter Flur,(Manöverabschlussball in Neustadt/Orla).

25.Okt.1933

-     Ministerpräsident "Marschler" besucht Neustadt/Orla und übergibt der      

      kinderreichen Familie (Zillig) ein neu errichtetes Einfamilienhaus in der Pößnecker       Str. als Geschenk.

      Das Haus wurde lange Zeit danach noch als "Marschlerhaus" bezeich-
      net. 

19.Dez.1933

-     NSDAP-Ortsgruppemleiter Karl Hempel übernimmt das Amt des Bürgermeisters.      Hempel wurde mit Kriegsbeginn für höhere Aufgaben in den Warthegau beordert, an dessen Stelle trat der PG Bromme.

 

13. Dez. 19.36

-     Einweihung der neuen Berufsschule auf dem Gelände der Bürgerschule(heute      

      Gymnasium).

(Das alte hölzerne Berufsschul-Gebäude wurde zerlegt und 1938 an der heutigen Hugo-Hartungstrasse wieder aufgebaut. Es diente ab 1939 bis zum Kriegsende als Luftschutz-Schule und danach bis zu seinem Abriss 2003 als "Neuapostolische Kirche"

1936

-     Beginn des Baues der Siedlungshäuser an der Kospodaer Hohle
      und am Südhang in Börthen.

März 1937

-     Berufswettkampf der Schaffenden Jugend.

25.Mai 1937

-     Schulsportfest auf dem Sportplatz "Rodaer Straße".

22.Juli 1937

-     Neustädter Kinderfest.

14.Aug.1937

-     Grundsteinlegung zum Bau des Hitlerjugend-Heimes und der Turn­hallen in der      

      Goethestraße.

14.Aug.1937

-     Bornquas (Brunnenfest) auf dem Marktplatz.

4.Sept.1937

-     Schulsportfest auf dem Sportplatz des Sportvereins Germania.

1937/38

-     Bau eines neuen Lichtspiel-Theaters "Capitol".

      Das an der Baustelle bisher gestandene alte Heimatmuseum wurde abgerissen.

6.März 1938

-     Segelflugausstellung der Hitlerjugend auf dem Marktplatz mit
       Eigenbau des Schulgleiters "SG38".

März 1938

-     Berufswettkampf der " Schaffenden Jugend ".

25.Juni-3.Juli 1938

-     Bornquas (Brunnenfest) auf dem Marktplatz.

1.Sept.1939  -    Ausbruch des "2 .Weltkrieges".

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