( Mit freundlicher Genehmigung von Norbert Pohle, Neunhofen )
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Zusammengestellt von Bernd-Uwe Heise
Abschnitte aus dem Gedenkblatt
Zur Verfügung gestellt von Frau Erika Schroth - Neustadt an der Orla
Rückblick
Jetzt haben wir eine tadellos funktionierende Hochdrucktrinkwasserleitung, mit vollständig ausreichender Quelle. - Was das für uns bedeutet, vermag nur der zu bemessen, der die Kalamität, hier die langen Jahre selbst mit durchgemacht hat.
Nicht hinreichend Wasser , zum Teil ungenießbar und dazu noch das liebliche Aroma unserer Orla, die hauptsächlich im Hochsommer, mit vollen Händen gibt, was Neustadt nicht haben mag. So vernahm man den überall Rufe nach einer Zeitgemäßen, den Hygienischen Anforderung entsprechenden Hochdruckwasserleitung - doch so mancher Notschrei - wenn auch so gellend - verhallte ungehört im Winde!
Aber woher Wasser nehmen?! Das war der Hauptfaktor dieser Frage. Das Meilitzer Wasser inner und unterhalb des Dorfes wurde für nicht geeignet erachtet. Zuletzt kam man nun auf die Rötsch-Quelle zu sprechen, doch auch dieses Projekt scheiterte, zum Teil an den ungünstigen Höhenzügen zum Teil an dem Entgegenkommen der Besitzer resp. deren Bedingungen. Da endlich wurde von fachkundiger Seite auf den Wernstegrund aufmerksam gemacht und so unternahmen denn im Frühsommer vorigen Jahres drei beherzte Männer, ausgerüstet mit „Klewlichs Häklich“ einen Rekognoßierungsritt in die Wernste.
Lautlos zogen diese drei Schatzgräber (dass es solche sein mussten und waren, merkte man deutlich an den scheuen Blicken, die sie fortwährend um sich warfen) den Wernstegrund hinein. Jetzt stehen sie vor der mutmaßlichen Stelle und beginnen ihr schwarzes Handwerk. Ein paar Hackenschläge und da lag der Schatz. - Ein munteres Bächlein springt ihnen entgegen. - nur schnell wieder zugedeckt. Lautlos wie sie gekommen gehen sie wieder von dannen. In aller Stille wurde nun die Quelle, durch die durch das Gemeindewohl stets besorgten, Herrn Bürgermeister E. Werther und Gemeinderatsvorsitzender M. Gläser von den Besitzern Herrn R. Schenke in Weira für den Preis von 1300 Mk gekauft und fast genau vor 1 Jahr (am 10.Juli 1904) wurde der erste Spatenstich zur Quellfassung getan . Die Arbeiten leitete der Bauführer R. Otto von der Firma O. Rödiger Jena und wurde in glühendster Sommerhitze von Neunhofener Ortseinwohnern ausgeführt; ihre Namen sind Rich. Hochstein, Berthold Sergel, Rich. Querengässer, Arno Nürnberger, Herm. Krauße, Sebast. Schwemmer und Paul Wegel. Nachdem nun die Quelle gefasst, wurde Herr Zivilingenieur Otto Rödiger in Jena mit der Ausarbeitung des Projektes betraut, um dieses zur Erlangung angemessener Unterstützungen hoher Staatsbehörde vorlegen zu können. Dank der enormen Fürsprache des Herrn Regierungsrates Bezirksdirektors Stichling zu Neustadt/Orla wurde der Gemeinde an Unterstützung zu Teil. 7000,00 Mk von der Zentralkasse für Feuerlöschwesen, 1000,00Mk von der Goldenen Hochzeitsstiftung aber auch der Sparkasse zu Neustadt hat der Gemeinde in dankenswerter Weise 1200,00 Mk zukommen lassen. Nun schritt man zur Verdingung der Arbeiten und zwar bekam die Ausführung des Hochbehälters Herr G. Weiser übertragen.
Die Übrige Gesamtanlage führte der Projekteur Otto Rödiger Jena aus.
Beide Firmen gingen energisch ans Werk. Tag und Nacht wurde mit absolutem Hochdruck geschafft, so dass abgesehen von einigen Kleinigkeiten die Gesamtanlage Weinachten 1904 in Betrieb gesetzt werden konnte. Erschwert wurden die Arbeiten sehr durch den in großen Mengen vorkommenden Felsen und die vier Orlakreuzungen - erleichtert hingegen durch das freundliche entgegenkommen der gesamten Einwohnerschaft, der Gemeindebehörde Weira und allen in frage kommenden Grundstücksbesitzern. Aber erst die Herrn vom Gemeinderate mussten in so manchen schweren Sitzung ausharren und haben das Werk zur vollsten Zufriedenheit der Gemeinde beraten und vollendet. Einmütig und sich der schweren Aufgabe voll bewusst, war die Gemeindevertretung stets bestrebt, nur das Beste und Gediegenste der Gemeinde zukommen zu lassen. - Und so ist das Werk gelungen !
Allen denen aber die bei Ausführung des segenreichen Werkes ihre Kräfte einsetzten, sei an dieser Stelle herzlichst gedankt.
Möge die Hochdruckwasserleitung der Gemeinde Neunhofen zum bleibendem Segen und zur Weiterentwicklung gereichen.
Das walte Gott
Annoncen
Hausknecht!
Während des Festes wird ein handfester Hausknecht gesucht!
Gasthaus z. d. 3 Rosen
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Da heute zum Feste meine Schmiede ruht
geschieht die Bedienung in meiner Gastwirtschaft durch
„Zarte Hand“
Carl Pressler
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Amtliche Bekanntmachung!
Der Wichtigkeit des heutigen Tages halber,
wird die sonnst übliche Polizeistunde aufgehoben
Der Magistrat der See- und Handelsstadt Neunhofen.
Gleichzeitig wird aber darauf hingewiesen,
das aus diesem Grunde unser Polizeirat
nicht geneckt werden darf.
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Gebe hierdurch kund und zu wissen, das
ich meine Sprechstunden nur noch nachmittags
von 4 bis 5 abhalten werde.
Im Verhinderungsfalle wolle mann sich an den Herrn Bürgermeister wenden.
Wast`l, Nachtrath.
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Einige Mann zum Dreck abziehen sucht
Die Gemeinde Neunhofen
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Eingesandt!
So sehr die Wohltat der hiesigen Wasserleitung
Empfunden wird, macht sich doch unter dem weiblichen Geschlechte
scheinbar eine gewisse Erregtheit bemerkbar, die sehr leicht
einen ernsten Charakter annehmen kann - von wegen
Ausfall der sonst so üblichen Schwätzchen am Gemeindebrunnen.
Ein stiller Beobachter
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50,00 Mk Belohnung
erhält Derjenige der mir Denjenigen namhaft
macht, der mich während des Wasserleitungsbaues
um etliche Fische gebracht hat
Carl Hochstein
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Restaurant Selle, Neunhofen.
Zur Wasserweihe
Einmal. Gastspiel der Serpentin u. Kaleidoskop
„Tänzerin Marie“ unter Mitwirkung des Eiertänzers
„Franz“
Alles Nähere durch die Plakate!
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Hilfe in der Not!
Wir saßen auf dem Trockenen, je länger, je mehr!
Es fehlte am Besten, so hin wie her.
Die Quellen versiegten ringsum in Tal,
und Wassersnot gab es überall.
Die Frau konnt nicht waschen, nicht scheuern, oh weh,
konnt nicht kochen, Mittag u. Kaffee,
der Bäcker konnt kaum noch backen sein Brot,
der Wirt`s nicht mehr wässern - oh große Not.
Das Vieh mocht verdursten der Bauer erst recht,
die Mägte im Stalle im Hofe der Knecht,
die schimpften! Die Butten drückten gar sehr,
darinnen das Wasser sie schleppten daher.
Nun ist alles gut! Die Not ist gestillt!
In Haus und Hof das Wasser quillt,
in die Töpfe, die Äsche, die Fässer hinein,
ob Milch darinnen, ob Bier oder Wein!
Doch meint ihr da tränke ein jeder nur,
dass gute Wasser, ach, keine Spur,
So sitzen auch heute beisammen wir,
nicht Wasser in Glase - beim Seidel Bier
Und denken bei derer, die Wohl bedacht
unsren Sorgen und Nöten ein Ende gemacht
und rufen: - Wie trinken af ihr Wohl gar gern
in edlere Stoff - „hoch die Jenaer Herrn!“