Bild Kupferstich Neustadt Orla

009. Geheime Forschungsstätte Harrasmühle 1943 - 45

 

 

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Quelle:  Reichsamt für Landesaufnahme, Preußische Landesaufnahme 1903, Nachträge 1919

 

Geheime Forschungsstätte für Kernphysik des Kaiser-Wilhelm-Instituts aus Berlin-Dahlem im Mühlengrund des Orlatales und die deutsche Atomforschung  

II. Weltkrieg

Eine Dokumentation von Walter Hoffmann

 

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Einleitung

 

Die Harrasmühle im Mühlengrund des Orlatales

Dass über die Forschungsstätte für Kernphysik im Mühlengrund kaum näheres bekannt wurde, liegt wohl daran, dass die deutsche Atom­forschung und deren Ergebnisse zu Ende des II. Weltkrieges noch heute (2005) zu den bestgehütesten Geheimnissen dieses Krieges zählt. Hinzu kommt, dass das Fach- und Hilfspersonal aller deutschen Atom-Forschungslabore zum Schweigen auf Lebenszeit vereidigt  worden war.

Der Name „Harrasmühle" ist ein Sammelbegriff und beinhaltet das Gebäude der Mahlmühle mit einer Anzahl von Wirtschaftsgebäuden, sowie der gegenüberliegenden einst beliebten Gaststätte, die zu früherer Zeit vor ihrer Aufstockung das Herrenhaus des Mühlenbesitzers darstellte.

Vor Erbauung des Herrenhauses stand auf gleichem Grund eine Schleifhütte. Darin  wurden die im Eisen- oder Kupferhammer her­gestellten Erzeugnisse weiter bearbeitete (etwa um 1700). Im weiteren Verlauf, genau seit 1893, diente das Herrenhaus als Gaststätte und wurde später, durch Aufstockung, um einen Tanzsaal mit Nebenräumen erweitert.

Dieser Saal, einschließlich Nebenräumen, musste in den Jahren 1943 bis zum Kriegsende  einer kernphysikalischen Forscher­gruppe des Kaiser-Wilhelm-Instituts aus Berlin-Dahlem zur Verfügung gestellt werden.

Grund der Auslagerung aus Berlin waren die zunehmenden Luftangriffe der Anglo-Amerikaner auf die "Reichshauptstadt".

Vorliegende Dokumentation entstand auf der Grundlage zahlreicher Zeitzeugenaussagen, Angaben und Hinweisen aus der Literatur, sowie persönlichen Berührungspunkten zu Personen, Vorfällen und Geschehnissen der Thematik.

So sind die dem Mühlengrund des Orlatales betreffenden zeit­geschichtlichen Ereignisse in der chronologischen Reihenfolge der Dokumentation einbezogen und in allen Einzelheiten dargestellt.

 

 

Im Jahre  1933 verließ Albert Einstein aufgrund seiner jüdischen Abstammung Hitlerdeutschland und emigrierte in die USA. Nach Ausbruch des II. Weltkrieges warnte Einstein die US-Regierung, dass die deutschen Kernphysiker in der Lage wären, binnen weniger Jahre eine Atombombe zu entwickeln, eine völlig neue Waffe mit unvorstellbarer zerstörerischer  Wirkung bisher  unbekannter Größenordnung.

Da Amerika Deutschland noch nicht den Krieg erklärt hatte, so jedoch die US-verbündeten Engländer, informierte man deren Regierung in London über Einsteins Warnungen.

So wurden vom „Cabined Operations" in London Maßnahmen gefordert, um   das   Fortschreiten   der   deutschen   Atomforschung   ständig   zu überwachen,   wenn   erforderlich,   deren   Forschungseinrichtungen   zu zerstören.

Hierzu schuf man die „Spezial-operative Executive" (SOW), die für "Wissenschaftliche Sabotagen" zuständig war. Ihr unterstanden auch der Transport   und   das   Absetzen   von   Geheimagenten   im   feindlichen Hinterland wie im Fall „Geheime Kernphysikalische Forschungsstätte im Mühlengrund", wovon noch berichtet wird.

Am 26.September 1939, knappe 4 Wochen nach Ausbruch des II. Weltkrieges, befahl das Reichskriegsministerium die bedeutendsten deutschen Kernphysiker nach Berlin und unterbreitete den Vorschlag, eine zentrale Forschungsanstalt für Kernphysik in Berlin zu errichten. Alle Labore in Deutschland, in denen kernphysikalische Experimente durchgeführt werden, sollten dort vereint arbeiten. Die bedeutendsten Kernphysiker aus Hamburg, München, Leipzig, Kiel, Heidelberg (ausgenommen Berlin) vertraten die Meinung, ihre Versuche erfolgreicher in den eigenen Laboren durchführen zu können.

Da allen kernphysikalischen Forschungslabore die Herstellung einer „Deutschen Kernwaffe" als gemeinsame Aufgabenstellung anbefohlen wurde, entstand die Bezeichnung „Deutscher Uran-Verein". Ihm gehörten hervorragende  Wissenschaftler ,  wie  Prof.   Otto  Hahn  und  Fritz Straßmann an, welche 1938 gemeinsam die Uran-Kernspaltung entdeckten. 

Desweiteren Spitzenkräfte wie: Dr. Kurt Diebner, Dr. Erich Bagge, Prof.   Werner   Heisenberg,   Prof.   Max   Laue,   Prof.   Friedrich   von Weizäcker, Prof. Walter Gerlach, Prof. Robert Döpel, Prof. Paul Hartek und andere mehr.

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Der deutsche Professor Paul Hartek aus Hamburg hatte als erster die Idee, die ungeheure Energie der Kernspaltung in einer Bombe zu verwenden.

So schrieb er im April 1939 an das Reichskriegsministerium über die theoretische Möglichkeit der Auslösung einer Kernreaktion.

 Der hier benannte Prof. Robert Döpel wurde in Neustadt an der Orla geboren und erbrachte gemeinsam mit Prof. Werner Heisenberg in einem Leipziger Labor den Nachweis, dass durch kugelförmige Anordnung von Uranpulver und schwerem Wasser eine Neutronenvermehrung stattfindet.

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( Hier ist der Link zu einem Unfallbericht)

Eine weitere unabhängig operierende Gruppe unter Leitung von Manfred von Ardenne, die sich mit Kernenergie befasste, stand unter der Schirmherrschaft des Postministeriums,  das in der NS-Zeit eigene Grundlagenforschung betrieb.

Um    die    Mitte    des    Jahres    1942    stellten    anglo-amerikanische Geheimdienste fest, dass die deutsche Atomforschung einen erheblichen Vorsprung zur eigenen Forschung zu verzeichnen hatte.

Die Deutschen besaßen den wertvollen Rohstoff Uran aus den Minen von „Sankt Joachimsthal“.

Desweiteren erbeuteten sie im Jahr 1940 bei der Besetzung Frankreichs und Belgiens ein Zyklotron, 1200 Tonnen Uran aus den Kolonien von „Belgisch-Kongo", sowie 185 kg schweres Wasser.

 

Noch im gleichen Jahr brachten die Deutschen bei der Besetzung Norwegens, die zu jener Zeit einzige Herstellungsanlage für schwere­s Wasser, die „Nork-Hydrowerke", in ihren Besitz, deren Monats­produktion vor Inbesitznahme 100 Liter betrug und danach auf 10.000 Liter pro Jahr gesteigert werden konnte. 

Schweres Wasser ist in normalem Wasser zu 0,015 % anteilig enthalten und trägt die Bezeichnung „Deuteriumoxid" (D2O). Deuteriumoxid ist ein Isotop des Wasserstoffes und besitzt im Atomkern ein zusätzliches Neutron, welches das schwere Wasser extrem wertvoll werden lässt.

Als Moderator bei Kettenreaktionen ist schweres Wasser in der Lage zu schnell gewordene Neutronen zu bremsen, wodurch der weitere Ablauf der Kernspaltung erst möglich wird.

Die Herstellung von schwerem Wasser mittels Elektrolyse, wie in Norwegen, erfordert einen enormen Energieaufwand. So werden zur Erzeugung von 1 Gramm schwerem Wasser 1.000 Kilowattstunden Elektroenergie benötigt.

Aufgeschreckt durch den Vorsprung der Deutschen in der Atomforschung begann die „Spezial-operative Executive" für wissenschaftliche Sabotagen der Engländer aktiv zu werden, um den weiteren Fortschritt der Deutschen zu verhindern. Als Schwerpunkt einer wirkungsvollen Behinderung sah man in der Zerstörung der in der deutschen Hand befindlichen Anlage für schweres  Wasser in Norwegen. Trotz wiederholter riskanter Operationen durch Sabotageeinheiten, wie auch Bombenangriffe auf das Werk, wurde die Schwerwasserproduktion in Rjukan/Vemork nur zeitweise unterbrochen. Aufgrund sich wiederholender Störaktionen demontierte man die wichtigsten Aus­rüstungen des Werkes und brachte sie nach Deutschland.

Wegen ihres hohen Energiebedarfes ist die Anlage in Deutschlands nicht zum Einsatz gekommen. Das gewaltige Kraftwerksgebäude in Peenemünde, das dort als einziges Gebäude den Krieg überstanden hat, und heute als "Historisches Technisches Museum" genutzt wird, könnte vorausschauend unter anderem auch mit zur Schwerwasserherstellung errichtet worden sein. Es ist anzunehmen, dass man sich stattdessen an das bereits 1931 entdeckte Verfahren der "Fraktionierten Destillation" erinnerte, und es zur Nutzanwendung brachte.

Da schweres Wasser um 1931 noch keine Nutzanwendung fand, geriet das Herstellungsverfahren nach seiner Entdeckung schnell in Vergessenheit. 

Die „Fraktionierte Destillation" beruht auf dem Verdampfen von normalem Wasser, wobei sich als Rückstand das schwere Wasser absetzt und durch wiederholtes Überdampfen den erforderlichen Reinheitsgrad erhält. Das Verfahren ist bedeutend einfacher und erfordert weniger Energieaufwand.

Die Gewinnung von schwerem Wasser nach diesem Verfahren erfolgte insbesondere in den Leunawerken unter Ausnutzung von Abwärme, und es ist anzunehmen, dass es auch im Thüringer Untergrund, im Dreieck Arnstadt- Wechmar- Ohrdruf (AWO), sowie in den nieder­österreichischen Voralpen nahe des „Geheimobjektes Quarz", gewonnen wurde.

Das kernphysikalische Forschungsinstitut in Berlin-Dahlem war innerhalb des Uran-Vereins die bedeutendste Einrichtung. Hier befanden sich die Geheimlabore für Kernphysik mit den modernsten Ausstattungen und Gerätschaften.

Als gegen Ende des Jahres 1942 die Luftangriffe der westalliierten Bomberverbände auf deutsche Städte an Heftigkeit zunahmen, entschloss man sich im Kriegsministerium, die Geheimlabore aus Berlin in das weniger bombengefährdete Thüringen zu verlagern. Nach sorgfältiger Überprüfung entschied man, einen Teilbereich davon im Mühlengrund des Orlatales unterzubringen, wo man glaubte, vor Feindeinwirkungen aus der Luft sowie vor Spionage sicher zu sein. Die wenigen dort wohnenden älteren Leute sowie Frauen mit ihren Kindern, deren Väter an den Kriegsfronten standen,  stellten keine Gefahr dar. Fremde verirrten sich nur selten hierher. Sie fielen hier sofort auf.

 

Auch hatte die Reichsbahnlinie Leipzig - Saalfeld, auf deren Nutzung man ständig angewiesen war, in allernächster Nähe Haltestellen. Insgesamt gesehen ein idealer Standort für das „Institut", wie man sich von Stunde an nannte.

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Auch Prof. Otto Hahn habe sich in den letzten Kriegsjahren am geheimen Ort des Mühlengrundes aufgehalten. Hahn, so nach Zeitzeugenaussagen, soll in dieser Zeit wiederholt geladener Mittagsgast bei Familie List gewesen sein, die zu jener Zeit in der dörflichen Gemeinde Neunhofen eine Fleischerei betrieb, in dem Ort, wo der Mühlengrund seinen Anfang nimmt. Für Prof. Otto Hahn wäre solch eine Einladung stets ein besonders freudiges Ereignis gewesen, in jenen kargen Kriegszeiten gelegentlich ein ordentliches Fleischgericht genießen zu können.

Das Fach-  und Hilfspersonal des Institutes wohnte zumeist in Privatwohnungen der naheliegenden Gemeinden Lausnitz und Neun­hofen . Einzelpersonen auch vor Ort im Mühlengrund. Das Institut beschäftigte insgesamt 33 Personen, davon

 

Fachpersonal                            22 Wissenschaftler

Laboranten und Zeichner              6 Personen (das Zeichenbüro befand sich in Räumlichkeiten des Eisenhammers, gleich neben der Harrasmühle)

Werkstattpersonal                     4 Personen

Personalchef                             1 Person

Der Personalchef namens  Veiten  (oder Feiten)  soll  im  Zivilberuf Großjuwelier gewesen sein und habe seine wertvollsten Stücke stets bei sich getragen. Vermutlich war die Bezeichnung „Personalchef nur ein Tarnname. Es könnte sich eher um die zuständige Person für Sicherheit und  Spionageabwehr gehandelt haben,  ohne  die  eine  so  wichtige Forschungseinrichtung wohl kaum gearbeitet hat.

Dem Namen nach bekannt gebliebene Mitarbeiter des Institutes waren:

Leiter der Forschungsstätte :     Prof. Otto Hahn

Abteilungsleiter:   Doktor Stierstadt (Zünderentwickler), der in Bielefeld beheimatet war.

Doktor Ache

Doktor Rottgard      Elektronikspezialist

Doktor Kurzke 

Doktor Döhring 

Doktor Sattler

Doktor Weihe     Infrarotexperte                   (Zeiss Jena)   

Zeichner:

Helga Sidow                                

Dr. Weiß                                              (Österreich)   

Gerhard     Sonnenburg                       (Berlin)

Melita         Sonnenburg                       (Berlin)  

Mechaniker:                    

Paul Krüger                                           ( Berlin)

Ohne Zuordnung:

Dr. Karin Zwiesler

 

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Aufgetauchtes Foto - Funker - mit Personen aus dieser Region, links Dr. Weiß

Fotoquelle unbekannt

 

Als „Deutsche Offiziere" erschienen im August 1944 zwei Personen im Mühlengrund des Orlatales und befragten begegnende Zivilpersonen. So auch die Besitzer des Institutsgebäudes, die man bei der Feldarbeit antraf, nach belanglos erscheinenden Dingen. Erst zu späterer Zeit wurde bewusst, dass die beiden Personen in Uniform, herauszufinden versuchten, in welchem Gebäude genau die Forschungsabteilung aus Berlin untergebracht war. Hierzu bedurfte es, so ist anzunehmen, keiner besonderen Anstrengung. Der Verdacht, dass die in den deutschen Uniformen im August 1944 erschienenen Personen Agenten eines im Krieg gegen Deutschland stehenden Landes waren, ergab sich durch einen Zufall.

Anfang Oktober 1944 fand ein Pilzsammler nahe dem Bismarkturm bei Neustadt an der Orla  im Gebüsch zwei englische Fallschirme. Dass hier in aller Nähe zwei Agenten des Feindes abgesetzt wurden, stand außer Zweifel. Sofort leitete man eine umfassende Suchaktion ein, in der Hoffnung, weitere Beweisstücke, möglichst aber die Agenten selbst zu finden. An der Aktion, deren Grund der Bevölkerung verschwiegen wurde, nahmen die Polizei sowie die SA der Stadt Neustadt an der Orla teil. Die Verantwortung hierzu wurde dem Leiter der Vollzugspolizei der Stadt Neustadt an der Orla, Polizeileutnant Paul Gessner übertragen. Zu der Zeit, als die Suchaktion lief, waren die beiden Agenten des Feindes schon längst über alle Berge und hatten die Koordinaten über den Standort des „Instituts" per Funk nach London übermittelt.

Es ist anzunehmen, dass zu dieser Zeit die Vernichtung der „Kernphysikalischen Forschungsstätte" von der britischen „Royal Air Force" bereits geplant war, was sich am 5.Dezember 1944 gegen 21.00 Uhr bestätigen sollte. In jener Nacht erschien hoch über dem Orlatal ein einzelnes Flugzeug, das am nächtlichen Himmel seine Kreise zog und ein Ziel suchte. Es gilt als sicher, dass es sich hier um eine englische „De-Haveland-Mosquito-MKIV" gehandelt haben muss, die aufgrund ihrer guten Flugeigenschaften in großen Höhen, wie auch seiner vielseitigen Verwendbarkeit besonders für Sondereinsätze im „Feindlichen Hinterland" zum Einsatz kam. 

 

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Zu jener Zeit stand auf der „Kleinaer Höhe" eine modern ausgestattete Flugleit- und Luftraum-Überwachungsstation der „Deutschen Luftwaffe", weithin sichtbar durch ihre vier hohen Antennenmasten.

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Dieser spezielle Antennentyp war in Kleina im Einsatz.

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Der dabei gewonnene Profilstahl stellte zur Zeit der absoluten Mangelwirtschaft der ersten Nachkriegsjahre für eine Vielzahl von Notwendigkeiten einen begehrten Werkstoff dar.

Die Station besaß den Codenamen „Juno" und ihre Antennenmasten hießen Alpha, Beta, Gamma und Cäsar. Aufgrund der in aller Nähe vorhandenen Luftraum-Überwachungsstation ist es unverständlich, dass das zielsuchende Feindflugzeug nicht erfasst wurde. Hierdurch wurde auch kein Fliegeralarm ausgelöst. Gegen 21.50 Uhr setzte das Feindflugzeug in Nähe des „Instituts" mittels Fallschirm eine schwere Luftmine ab, deren Druckwelle das monolytische Bauwerk zerstören sollte. Die explodierende Mine erzeugte einen weithin hörbaren Knall mit nachfolgend großer Druckwelle, die aber über den Talgrund, in dem das „Institut" stand, hinwegrollte. Hierdurch entstanden am Zielobjekt nur geringere Schäden. In den nahe gelegenen Dörfern Lausnitz und Neunhofen wurden Fenster zertrümmert, Dächer abgedeckt und selbst im entfernten Neustadt an der Orla die Schaufenster des vormaligen Autohauses Stößner eingedrückt. Die genaue Stelle der Luftminenexplosion befand sich an der Südseite des „Instituts", oberhalb der hinter dem Gebäude ansteigenden Hanglage, einen Steinwurf vom Zielobjekt entfernt. Die Forschungseinrichtung konnte nach dem Vorkommnis bis zum Kriegsende in unserer Region ungestört weiterarbeiten. Doch wurde seitdem das Objekt von bewaffneten Außenposten gesichert.

Bereits 1943 wurde der Druck des „Neustädter Kreisboten", so auch anderer Regionalzeitungen, wegen Papiermangels eingestellt. Hierdurch gab es auch keine öffentliche Erklärung zu dem Vorkommnis im Mühlengrund. Da das Vorhandensein eines Geheimlabores für Kernphysik kaum bekannt wurde, glaubte man allgemein, dass die Luftmine der Zerstörung des nahe gelegenen Eisenbahntunnels gegolten habe.

Als im Jahre 1944 die gegnerischen Fronten in Ost und West ständig an die „Reichsgrenzen" näher rückten, verlagerte man aus feindgefährdeten Gebieten immer mehr kriegswichtige Forschungseinrichtungen und Fertigungsstätten in das Landesinnere, besonders in den Thüringer Raum.

Thüringen war gegen Ende des II. Weltkrieges in Deutschland die letzte Waffenschmiede des III. Reiches, die noch verblieben war. In deren zumeist bombensicheren unterirdischen Anlagen man die „Wunder­waffen erdachte, herstellte und hoffte, durch deren Einsatz den „Kampf um den Endsieg doch noch erringen zu können. Solch eine „Wunderwaffe", auf die man in der NS-Führung seine ganze, und zugleich letzte Hoffnung setzte, konnte nur eine Waffe mit außergewöhnlich großer und zugleich abschreckender Wirkung sein. Diese Wirkung erzeugte nur die „Atombombe“, vorausgesetzt, dass man durch erfolgreiche Testversuche deren Wirkung kannte, und so das Ausmaß ihrer zerstörerischen Kraft einzuschätzen wusste. So ein erfolgreicher Testversuch soll am 4. März 1945 stattgefunden haben, wobei es zahlreiche Tote und Verletzte mit fürchterlichen Verbrennungen gab, die beim Testversuch zugegen waren. Es ist anzunehmen, dass gegen Ende des II. Weltkrieges im „Thüringer Untergrund“, und darüber hinaus, mit aller Kraft an einer Atomwaffe mit weitreichenden Trägerraketen (A 9 - A 10), sowie Langstrecken- Flugzeugen gearbeitet wurde, und diese Kriegstechnik bereits in der Erprobungsphase stand.

So befürchtete man in Washington und London noch im April 1945, also kurz vor dem Untergang des III. Reiches, dass der Krieg durch den Einsatz von Atombomben sich doch noch zugunsten Hitlerdeutschlands wenden könne. Anlass zu den Befürchtungen erbrachte eine US-Technologie-Spürgruppe (ALSO), die in Haigerloch bei Stuttgart größere Mengen schweres Wasser, sowie angereichertes Uran, und anderes mehr vorfand. Daraus schlussfolgerten die Westalliierten, dass somit die Deutschen auch in der Lage sind, Atomwaffen herzustellen und solche womöglich schon zum Einsatz bereitstanden. Unter diesen Befürchtungen bestand General Eisenhowers Hauptziel in jenen Tagen des Jahres 1945 in der endgültigen Zerschlagung der deutschen Armeen an der Westfront, besonders im hart umkämpften „Ruhrkessel", und danach der raschen Einnahme des mitteldeutschen Industriereviers, besonders des Thüringer Raumes, der nach Verlust aller anderen Regionen das letzte verbliebene und noch intakte Rüstungszentrum darstellte.

 

 

Westliche Geheimdienste hatten schon längst herausgefunden, dass im Bereich Ohrdruf-Gotha-Arnstadt einschließlich des Jonastals, im bombensicheren Untergrund sich das Hochtechnologie-Zentrum sowie die Fertigungsstätten deutscher Geheimwaffen befanden. Weitreichende Fernraketen, mit Atomköpfen bestückt, sollten aus unterirdischen Abschussbasen den Atomkrieg nach England, Amerika und Russland tragen. Desweiteren hatten die Amerikaner Kenntnis davon, dass im Thüringer Raum auf Burgen und Schlössern, in den Kalischächten von Merkers und anderen unterirdischen Stollen- und Tunnelsystemen, große Mengen geraubter Kunstschätze und Kulturgüter aus aller Herren Länder von Nazi-Obrigkeiten eingelagert waren. So auch aus jüdischem Privatbesitz der von den Deutschen besetzten Ländern. Auch zahlreiche deutsche Wertsachen und Kulturgüter wie 100 Tonnen Gold, 2 Millionen Dollar, 100 Millionen französische Franc, 110000 englische Pfund sowie norwegische, spanische, portugiesische und türkische Banknoten. Desweiteren Originalgemälde von Raffael, Rembrandt, Van Dyck, Dürer, Renoir, die Goethesammlung aus Weimar, wertvolle Gobelins, römische Harnische, ägyptische Reliquien und noch vieles andere mehr. Es bestanden somit mehrere Gründe für US-General Eisenhower, Thüringen so schnell wie möglich zu besetzen, um mit seinen „Technologie-Spürgruppen" an die Geheimnisse im Thüringer Untergrund  zu gelangen.                  

Am 1. April 1945 begann der Kampf der 1., 3. und 9. US-Army um die Besetzung Thüringens. Den tiefsten Vorstoß erzielte die vorgeschobene 3. US-Army unter Generalleutnant George Patton, der über den Taunus kommend, entlang der A4, 10 km vor Eisenach zum Stehen gebracht wurde. Dort, wo noch einige einsatzfähige deutsche Kampfflugzeuge in die Erdkämpfe eingriffen und es hohe Verluste beim Gegner gab. Die Lage an der deutschen Westfront zu jener Zeit war gekennzeichnet durch Verschleiß- und Auflösungserscheinungen, bedingt dadurch, dass alle Reserven an Menschen und Material restlos erschöpft waren und nicht mehr ersetzt werden konnten. In dieser Phase und der seit Jahren verlorenen Luftherrschaft über dem eigenen Luftraum galt der Krieg für Hitlerdeutschland schon längst als verloren.

Mit Beginn der Eroberung und Besetzung Thüringens und Westsachsens durch die US-Army hatte der Krieg in Deutschland für die USA nur noch untergeordnete Bedeutung. Der Rest dieses Krieges auf deutschem Boden wurde nun zum Wettlauf der verbündeten Amerikaner und Russen um die Besitznahme der Standorte der „Deutschen Hoch­technologien" im Mitteldeutschen Raum. Deutsche Raketentechnik und Fernwaffen, Strahltriebwerke für Hochleistungsflugzeuge, Anlagen zur Uran-Anreicherung und zur Schwerwasser-Herstellung wie auch die Zündvorrichtungen zur Auslösung von Kettenreaktionen standen in den „Begehrtheitslisten" der Amerikaner, wie auch der Sowjets, an erster Stelle. Desweiteren Delta-Flugzeuge, radarabweisende Beschichtungen, Waffensysteme mit „Elektromagnetischen Schock-Impulsen" zur Unter­brechung der Zündfolge von Flugzeugmotoren, die zum  Absturz führten. Elektronische Geräte zur Sichtbarmachung von Flugzeugen bei der Nachtjagd und optische Messgeräte für den militärischen Einsatz gehörten zu den begehrten deutschen Hochtechnologien. Auch die Technologien zur Herstellung aller für die Kriegsführung benötigten Kraft- und Schmierstoffe auf der Basis von Rohbraun- und Steinkohle, einschließlich ihrer Erfinder und Konstrukteure. Die bombensicher eingelagerten Unmengen an Kunst- und Kulturgütern waren in der Endphase des II Weltkrieges auf dem deutschen Kriegsschauplatz vordergründig von Interesse. Bei dem Wettlauf der beiden Supermächte um die Besitznahme deutscher Hoch­technologiestandorte spielten strategische Überlegungen eine große Rolle, was aus nachfolgenden Beispielen erkennbar ist:

Die Aufbereitung von Thorium- und Uranerzen erfolgte in den Auerwerken in Oranienburg. Auf Drängen des Bevollmächtigten für das „Amerikanische Atombombenprogramm", Brigadegeneral Leslie R. Gores, wurden am 15. März 1945  600 amerikanische B-17 Bomber mit einer Bombenlast von 1800 Tonnen auf Oranienburg in Marsch gesetzt, um die Auerwerke zu zerstören, da nicht die geringste Aussicht für die amerikanischen „ALSOS" bestand, sich der Werke zu bemächtigen, und dortige Hochtechnologien nach Amerika zu bringen, sondern diese wenig später den Sowjets in die Hände gefallen wären. Gleiches geschah mit den Leunawerken, wo man wusste, dass dieses Gebiet der Sowjetischen Besatzungszone nach Kriegsende zugeordnet ist. So wurden die Leunawerke vor Kriegsende durch zahlreiche Luftangriffe der US-Bomberflotten in einen riesigen Trümmerhaufen zerbombt, damit den Sowjets ja nicht die in diesem Werk vorhandene Anlage zur Schwerwasser-Herstellung in die Hände fiel.

Mit Hilfe deutscher Fachleute und sowjetischer Spezialisten wurde an der Stelle, wo einst die Schwerwasser-Herstellungs-Anlage stand, der Bombenschutt sorgfältig abgetragen und jedes zur Anlage gehörende Trümmerteil geborgen. Mit deutschen Fachleuten setzte man die geborgenen Teile wie ein Puzzlespiel in der Sowjetunion wieder zusammen. Die technologischen Unterlagen hierzu hatten sich bereits vorher die Amerikaner gesichert. Im Rahmen des breiten Vormarsches der 3. US-Army, sowie der aus dem Raum Kassel hinzugestoßenen 1. und 9. US-Army, kam es schon vor der Besetzung Thüringens zu massiven Luftangriffen durch die 9. USAF Allied Tactial-Air-Force. So im näheren Bereich auf die Städte Saalfeld, Pößneck. Neustadt an der Orla, Triptis, Schleiz sowie Münchenbernsdorf. Die Eroberung und Besetzung Thüringens begann  am 1.  April  1945,  als die  4.  US- Panzerdivision bei Creuzburg über die Werra setzte und endete am 16. April 1945 mit der Besetzung der Städte Zeitz und Altenburg.

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Quelle:  Markus Schmitzberger,   „Was die US-Army in der Alpenfestung wirklich suchte?"

 

Neustadt an der Orla wurde am Sonntag, dem 15. April 1945 gegen 8.30 Uhr kampflos den Amerikanern übergeben. Wenig später besetzte die US-Technologie-Spürgruppe (ALSO) das „kernphysikalische Institut" im Mühlengrund des Orlatales.

 

Von den anwesenden deutschen Atomphysikern, die den Amerikanern die Forschungsstätte mit all ihren Gerätschaften und Technologien übergaben, stand besonders eine Person im Mittelpunkt des Interesses der Amerikaner. Umringt von zahlreichen US-Spezialisten der ALSO redeten diese lebhaft und wie es schien, mit recht freundlichen Worten auf den deutschen Wissenschaftler ein. Wahrscheinlich handelte es sich bei der Person um den Entdecker der Kernspaltung, den deutschen  Professor Otto Hahn, ein großer Erfolg für die US-Technologie-Spürgruppe. Professor Otto Hahn sowie fast alle anderen hervorragenden deutschen Atomwissenschaftler, die den Amerikanern in die Hände fielen, brachte man zur Farm „Hill" nach England als Internierte. Noch am gleichen Tag wurde von den Amerikanern alles wertvoll Erscheinende beschlagnahmt, in Kisten verpackt und mit Armeefahrzeugen abtransportiert. Gleichzeitig wurde die 1. Garnitur der zivilen Wissenschaftler interniert. Unter ihnen auch der Abteilungsleiter des „Instituts" Doktor Stierstadt. Man brachte sie nach Heidenheim an der Breit. (In der Nachkriegszeit arbeitete Doktor Stierstadt im Auftrag der „UNESCO" als Dozent in Venezuela, wo er im Jahre 1998 verstarb.)

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Bildquelle: Heft von Erhard Wörfel,  "Brüder, in eins nun die Hände!" Teil 2 Bilddokumente, S 29

Am 1. Juli 1945 fand der Besatzungswechsel statt. Die Amerikaner räumten mit reicher Beute Thüringen und Westsachsen und überließen die Gebiete der „Sowjetischen Besatzungsmacht". Mit dem Abzug der Amerikaner verließ der größte Teil der noch verbliebenen Wissen­schaftler ihre bisherige Wirkungsstätte und zog in westliche Besatzungszonen davon. Nur Doktor Rottgard und Doktor Sattler  verblieben weiterhin am Ort und wurden im Zuge der „Wiedergutmachung" für 5 Jahre wissenschaftliche Arbeit in die Sowjetunion verpflichtet. Frauen und Kinder durften sie mitnehmen.

Die in der „Sowjetischen Besatzungszone" verbliebenen Kernphysiker ereilte gleiches Schicksal, so auch dem gebürtigen Neustädter Professor Robert Döpel und dem Dresdner Manfred von Ardenne und weitere unbekannt gebliebene Physiker. Die zur „Wiedergutmachung" verpflichteten deutschen Atomphysiker unter der Leitung von Professor von Ardenne waren maßgeblich mit an der Entwicklung einer sowjetischen Atombombe beteiligt. Bereits drei Jahre nach der ersten amerikanischen Nuklearzündung fand der erfolgreiche Atombombentest in der Sowjetunion statt. Den deutschen Atomwissenschaftlern in der Sowjetunion ist es mit zu verdanken, dass das „Nukleare Gleichgewicht" der beiden Supermächte hergestellt und hierdurch ein 3.Weltkrieg zwischen diesen nicht zum Ausbruch kam. Für ihre hohen Leistungen wurden die Spitzenkräfte, der zur „Wiedergutmachung" verpflichteten deutschen Kernphysiker, mit höchsten sowjetischen Auszeichnungen geehrt. Ein Stück deutsche Nachkriegsgeschichte, die in keinem Geschichtsbuch vermerkt wurde.

Als am 1. Juli 1945 die ersten Vorausabteilungen der „Roten Armee" die rote Fahne auf dem Neustädter Schlossturm hissten, begann für unsere Stadt ,Neustadt an der Orla eine dreijährige Zeit, in der wir Garnisonsstadt der „Roten Armee" waren. Bereits am Folgetag traten die sowjetischen Technologie-Spezialisten in Aktion, um „Nachlese"  an all den Orten deutscher Hochtechnologien durchzuführen. So auch in dem von der US-Army bereits gründlich beräumten Institut für Kernphysik im Mühlengrund des Orlatales. Und doch befand sich noch etwas Wertvolles im Verborgenen eines Wirtschafts-Nebengebäudes, das den Amerikanern nicht in die Hände gefallen war. Wahrscheinlich aus Angst um die eigene Sicherheit führte der Besitzer des Nebengebäudes die sowjetischen Spezialisten dorthin und übergab ihnen zwei große Stahlschränke, die mit zahlreichen Elektronikteilen bestückt waren, wie  Ringtrafos, Hochspannungselektrolyten, Elektronenröhren mit dick­wandigem Glaskolben und stabilen Metallsockeln verschiedener Größen.

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 Aufgrund des Fehlens technischer Hilfsmittel bei den „Sowjets" zum Abtransport der Elektronik-Stahlschränke beauftragte man hierfür die Firma Emil Jäger aus Neustadt an der Orla. Unter der strengen Aufsicht der „Sowjet-Spezialisten" erfolgte der Abtransport und die kurzfristige Zwischenlagerung der Schränke in der Montagehalle der Firma Jäger, von wo sie danach auf sowjetische Armeefahrzeuge geladen wurden und den Weg in die Sowjetunion nahmen.

(Rechnung der Firma Jäger über die Beräumung eines Instituts vom 05.07.1945                                                   Quelle: Stadtarchiv)

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Über die genaue Tätigkeit der Kernphysiker im Mühlengrund ist bis zur Gegenwart wenig an die Öffentlichkeit gelangt. Deren Wirken stand unter der absoluten Geheimhaltung. Berlin-Dahlem und das Kaiser-Wilhelm-Institut spielten in der deutschen Atomforschung eine besondere Rolle, wo man auf besondere Verfügung an der Spaltung von Atomkernen arbeitete. Die Anwesenheit Professor Otto Hahns, als Entdecker der Kernspaltung und Chef der Forscher des Instituts im Mühlengrund des Orlatales könnten darauf hindeuten, womit man sich hier in den Kriegsjahren beschäftigte. Zwei heute noch lebende Zeitzeugen sagten aus, dass man bis zu dem vernichtenden Bombenangriff der „Royal Air Force" im August 1943 auf Peenemünde Zuarbeiten an die dort vorhandene Versuchsanstalt leistete. Danach verlagerte sich der Schwerpunkt ihrer Arbeiten, insbesondere der Durchführung von „Versuchsreihen", in die Schieferbrüche nach Lehesten, wo außer „Raketentriebwerktests" auch manch Anderes erprobt wurde, das der Öffentlichkeit nie bekannt wurde.

 

Bei Inspektion des Raketenspezialisten Wernher von Braun auf dem Versuchsgelände nahe Lehesten  traf sich dieser wiederholt zu Gesprächen mit Professor Otto Hahn, der vom Mühlengrund aus anreiste. Bei seinen Aufenthalten hier logierte von Braun nach Zeitzeugenaussagen stets in Leutenberg. 

Die Raketentriebwerkstests im Oertelsgrund bei Lehesten, erfolgten nach eigenem Erleben zumeist um die Mittagszeit. Die dabei erzeugten donnernden Geräusche waren im Orlatal unüberhörbar. Dass diese nukleare Forschergruppe beim englischen Geheimdienst (SOW) einen besonders hohen Stellenwert besaß, zeigte die Tatsache, dass man versuchte, in der Nacht zum 5. Dezember 1944 durch eine Sondermaßnahme das Institutsgebäude zu zerstören, was jedoch misslang.

So bleibt zum Schluss lediglich die Feststellung, dass die Forschungsergebnisse der am geheimnisvollen Ort des Mühlengrundes tätigen Kernphysiker, mit zu den „Bestgehütetsten Geheimnissen" des II. Weltkrieges zählen. Aus all dem, was im Verlaufe der Nachkriegs­jahrzehnte bis zur Gegenwart diesbezüglich an Informationen an die Öffentlichkeit gelangte, lässt sich schlussfolgern:

Die deutsche Atomforschung hatte zu Kriegsbeginn 1939 eine gute Ausgangsposition, da sie über einen Personenkreis von hervorragenden Kernphysikern besaß. (Demzufolge Einsteins Warnung 1939 an die US-Regierung, dass die Deutschen in der Lage wären, binnen weniger Jahre eine Atombombe herzustellen.)

Es ist anzunehmen, dass die deutsche Atomforschung am Ende des II. Weltkrieges der amerikanischen, sowjetischen und englischen Forschung um Jahre voraus gewesen ist, insbesondere auf dem Gebiet der Zündvorrichtungen für Kettenreaktionen.

Nach Kriegsende bemühten sich die Supermächte eifrig, den Stand der deutschen Wissenschaften und Ingenieurkunst, insbesondre aber auf dem Gebiet der Atomforschung, weitestgehend herunterzuspielen und zu verheimlichen.

Der Grund hierfür ?

Hier liegt wahrscheinlich das „Große Geheimnis" :      Wissenschaftlich technologische Entwicklungen und deren Urheber­schaften galten als Kriegsbeute und standen am Kriegsende unter strengster Geheimhaltung. Diese Geheimhaltung, insbesondere über den Stand der deutschen Atomforschung am Ende des II. Weltkrieges, wird auch heute noch (2005), voll aufrechterhalten.

So weiß keiner heute zu sagen, welch unbezahlbares Know-how zu den beiden Sieger- und Supermächten USA und UdSSR aus Deutschland   transferiert wurde.

"Geschichte ist etwas, das vielleicht im Grunde genommen erst dann geschrieben werden kann, wenn alles lange vorbei ist und niemand mehr lebt, der ein aktuelles Interesse daran hat, wie es gewesen sein sollte."

(Carl Friedrich von Weizäcker)

 

 

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Quelle: W.D.Maskalow, W.P. Sinzin, A.A. Tertschini

 

Geheime Forschungsstätte für Kernphysik im Mühlengrund des Orlatales im II. Weltkrieg

 

Vorliegende Dokumentation endet mit einer Abschlussrecherche, die besagt, dass Zünderspezialisten des Stierstatt-Institutes aus Berlin,  im Auftrag und gemeinsam mit dem Kaiser-Wilhelm Institut aus Berlin,  das Zündproblem für die „Uran-Atombombe“ im Mühlengrund erforschten und gemeinsam die Lösung fanden.

Die aus der Abschlussrecherche zu sehende Prinzipskizze zeigt u.a. den Aufbau einer Uran-Atombombe einschließlich deren Zünder. Die Darstellung wurde aus sowjetischer Literatur entnommen, in der  u. a. moderne   „Deutsche Waffen“ im II. Weltkrieg und ihre Wirkung erklärt sind.

Dass für die Uran-Atombombe ein spezieller Zünder benötigt wird, der mechanische, physikalische und chemische Eigenschaften zugleich erfordert, macht selbst, so  scheint es, manchem Historiker Schwierigkeiten es zu verstehen.

Walter Hoffmann

Neustadt an der Orla im Februar/März 2005

Leider fehlt uns Heimatfreunden noch der entgültige Beweis.

Was im Zusammenhang mit der Harrasmühle steht (Link)

 

 

In dem Buch

1938 - GEHEIME REICHSSACHE: DER WEG ZUR DEUTSCHEN ATOMBOMBE

von

Uli Suckert (D) und Jürgen Zboron (D)

findet man auf deren Homepage folgende Leseprobe:

 

LESEPROBE

MYSTERIÖSER MÜHLENGRUND

Der Sowjetführung wurde es mehr und mehr suspekt, dass sich Hitlers Truppen gegenüber den Westalliierten immer öfter kampflos ergaben als gegenüber der Roten Armee. Stalins Soldaten galten im Nazireich als „minderwertige, nichtarische Untermenschen“, gegenüber solchen Zeitgenossen durfte sich der „Deutsche Herrenmensch“ eben nicht ergeben. Es dauerte auch nicht mehr lange, bis aus den von der Weltanschauung her unterschiedlich aufgestellten Verbündeten, gleich nach Ende des Zweiten Weltkrieges, erbitterte Gegner wurden. Der ideologische Grabenkrieg zwischen den Westalliierten und Russland besteht bis zum heutigen Tag.

Im Institut „Harrasmühle“ wurde, wie der englische Geheimdienst herausgefunden hatte, seit einiger Zeit am Zündmechanismus für Atombomben geforscht. Die Amerikaner „sackten“ dann prompt ein was sie im sogenannten Objekt „Mühlengrund“ bei ihrer Eroberung zu fassen bekamen.

Am 1. Juli 1945 wurde ein Besatzerwechsel auf der Linie Sachsen, Thüringen und Mecklenburg vollzogen. Die britisch und amerikanisch besetzten Gebiete wurden bei den Sowjets gegen drei Sektoren von Berlin eingetauscht.

Amis und Engländer verließen stets mit reicher Kriegsbeute ihre eroberten Gebiete. Die Rote Armee übernahm anschließend englische und amerikanische Besatzungsstandorte in Mitteldeutschland. 

In Neustadt an der Orla flatterten jetzt die Roten Fahnen. Starsand Strips und britische Nationalflaggen, waren eilig eingerollt worden. Neustadt an der Orla wurde zum neuen sowjetischen Garnisonstützpunkt.

Wieder traten die geheimen „Spürnasen“ auf den Plan, diesmal jedoch von der russischen Aktion „Nachlese“. Sie hofften vergessene, wissenschaftliche Unterlagen zu entdecken.

Wahrscheinlich aus purer Angst vor den Russen führte der damalige Besitzer der Mühlengebäude das Sowjetische Geheimkommando zu zwei großen Stahlschränken in ein verlassenes Nebenhaus. Hier fanden die NKWD-Agenten dann komplette Ringtrafos, Hochspannungselektrolyten und diverse Elektronenröhren sowie technische Zeichnungen.

Die meisten Dokumentationen und Zeitzeugenberichte enden alle damit, dass in Neustadt an der Orla, Wissenschaftler vom Stierstatt-Institut und vom Kaiser-Wilhelm-Institut am Zündmechanismus für Uran-Atombombe geforscht haben und das technische Konstruktionsprinzip dafür entwarfen.

Ein Blick durchs imaginäre Zeitfenster zwischen der Eroberung von Neustadt an der Orla und der atomaren Zerstörung von Hiroshima und Nagasaki lässt den Schluss zu, die USA haben den komplizierten Zünder für die Atombombe fix und fertig aus der „Harrasmühle“ mitgenommen.

Staatliche Archive, die eine genaue Auskunft darüber erteilen könnten, unterliegen immer noch der hundertjährigen Sperrfrist, die bis in das Jahr 2045 hineinreicht.

Der abgelegene Mühlengrund, direkt an der Reichsbahnlinie Leipzig – Saalfeld gelegen, ist sehr geheimnisumwittert. Hier befand sich auf dem Areal der „Harrasmühle“ ein spektakuläres Geheimlabor mit insgesamt etwa 33 Beschäftigten; davon 22 Wissenschaftler, 6 Laboranten und Zeichner sowie ein Techniker. Leiter der Forschungsstätte: Prof. Dr. Otto Hahn und als Abteilungsleiter fungierte Dr. Stierstadt.

Das fest angestellte Personal des Instituts wohnte in den nahegelegenen Privatquartieren der Gemeinde Lausnitz.

Wenn Professor Hahn im Mühlengrund zu tun hatte, war er, wie man sich im Ort erinnerte, oft zu Gast in der Landfleischerei der Familie List, am Ende des Mühlengrundes. Hier gab es täglich frisch zubereitete Mittagsgerichte. Seltene Genüsse zu Zeiten kriegsbedingter Lebensmittelzuteilungen.

Die Bezeichnung „Harrasmühle“ ist auch der Objektname einer „geheimen Reichssache“. In der ehemaligen thüringischen Mahlmühle, den Wirtschaftsgebäuden und in der gegenüberliegenden, einst beliebten Gaststätte, die vor dem Umbau „Herrenhaus“ des Mühlenbesitzers war, beschäftigten sich knapp drei Dutzend Wissenschaftler mit besonders kriegswichtigen Forschungsaufgaben.

In der vor Luftangriffen ausgelagerten Forschungsstätte für Kernphysik des Kaiser-Wilhelm-Instituts und des privat geleiteten Instituts Dr. Stierstadt war man zwischen den Jahren 1943 bis 1945 unter ständiger Beobachtung alliierter Spione. Das Objekt „Harrasmühle“ zählte mit zu den wichtigen alliierten Ausspähungsobjekten des Zweiten Weltkrieges.

Am 5. Dezember 1944 gegen 21.50 Uhr warf im Rahmen einer ausgeklügelten Geheimdienstaktion ein Bomber von der britischen Royal Air Force, eine schwere Luftmine auf die „Kernphysikalische Forschungsstätte Harrasmühle“ ab. Der spezielle Explosionskörper sollte per Fallschirm direkt ins Ziel gleiten. Er landete jedoch etwas abseits, hinter einem Berghang. In unmittelbarer Nähe der Forschungsstätte löste die Fallschirmbombe zwar lautstark, aber nahezu wirkungslos eine heftige Druckwelle aus. Am Zielobjekt „Institut“ entstand nur geringer Sachschaden. In den Ortschaften Neunhofen und Lausnitz wurden aber viele Fenster zertrümmert und Dächer abgedeckt.

Bis zur Kapitulation der Wehrmacht konnten die Wissenschaftler im Mühlengrund nahezu „ungestört“ forschen. Nach dem einmalig gebliebenen Bombenangriff wurde die Harrasmühle, einschließlich der Nebengebäude, postwendend von deutschen Soldaten und mittels Hilfe einer Flug-Leitstation der Luftwaffe rund um die Uhr gesichert.

Seit der Befreiung Deutschlands bemühten sich die Siegermächte vehement, die deutsche Wissenschaftsleistung und Ingenieurkunst nicht nur auf dem Gebiet der Atomforschung herunter zuspielen. Alliierte Beutezüge sollten im Nachhinein nicht bekannt werden.

 

 

Quellen- und Literaturverzeichnis:

"Lehrbuch über den Luftschutz"

Verlag des Ministeriums des Inneren der DDR, Berlin Wilhelmsruh

Fritz Köhler 1956

„Geheime Kommandosache" Kongress-Verlag der DDR Berlin

„Die    Vernichtungsmittel,    ihre    Wirkungen    und    prinzipiellen

Schutzmöglichkeiten"

Stab der ZV der DDR 1971,Verlag: o. Ang.

„Graubuch" 2. überarbeitete Auflage Staatsverlag der DDR Berlin 1967

„Deutschland im 2. Weltkrieg" Band 6 Akademie-Verlag der DDR 1988

P.Bauer

„Schreckgespenst des Jahrhunderts"

Der Weg zu den ersten Atombomben und ihr Einsatz gegen Japan

Pabel-Moeeig-Verlag K.G.Rastatt

Ulrich Brunzel

„Hitlers Geheimobjekte in Thüringen"

Heinrich-Jung-Verlagsgesellschaft mbH Zella Mehlis/Meiningen

Thomas Mehner

„Geheimnisse in Thüringens Untergrund"

Heinrich-Jung-Verlagsgesellschaft mbH Zella Mehlis/Meiningen

 

     Jochen Kopp-Verlag Rottenburg,  (März 2005)      

      MDR-Fernsehdokumentation über die Zerstörung der Leunawerke 1945    

     Spezialgebiete der Forscher aus  dem Stadtarchiv  von Neustadt an der Orla, Akte  10746

  

 


 

Nachtrag zu:

 

Geheime Forschungsstätte für Kernphysik des "Kaiser Wilhelm-" und "Stierstadt Instituts" aus Berlin im Mühlengrund des Orlatales und die deutsche Atomforschung im II. Weltkrieg

 

Sich als Hobbyforscher mit diesem brisanten Thema an die Öffentlichkeit zu wagen, das forderte glaubhafte Recherchen und Beweise.

Am glaubhaftesten ist, wenn man selbst Zeitzeuge war.

 

Nachfolgend aufgeführte Einzelheiten beruhen auf dieser Grundlage.

 

Nach bereits von mir zu dieser Thematik erfolgten Veröffentlichungen im Februar / März 2005 gab es nur geringe Kritiken und Zweifel, mehr aber Erstaunen darüber, dass über die geheime atomare Forschungsstätte  im Mühlengrund des Orlatales absolut nichts bekannt war. Renomierte Historiker der jüngeren Generation sahen sich gezwungen ihren Erkenntnisstand zur deutschen Atomforschung im II. Weltkrieg zu überdenken.

 

Das Erstaunen wurde noch größer, als bekannt wurde, dass Professor Dr. Hahn der Leiter des aus Berlin ausgelagerten Institutes gewesen sei, in welchem man den Zünder für die erste funktionsfähige Uran-Atombombe erforschte, gemeinsam mit den Zünderexperten vom Berliner "Stierstatt  Institutes".

 


 

Aussagen von Zeitzeugen

 

Besuch im Haus des damaligen Fleischers  List in Neunhofen

 

Bei meinen Recherchen hatte ich das Verlangen einmal ein Gespräch mit der damals noch allein im Elternhaus lebenden Tochter Traudel zu führen. Es hat eine Weile gedauert, bis sie mir vertraute. Erst als ich bekannt gab mit wem ich aus Neunhofen im Betrieb Draweba gemeinsam arbeitete, und im gut freundschaftlichen Verhältnis stehe, und dass selbst Angehörige meiner Sippe hier auf dem Friedhof ihre letzte Ruhe fanden, kam ein für mich sehr ergiebiges Gespräch zustande , wo ich mehr erfuhr als ich erwartete.

Eine weitläufige Verwandtschaft zwischen Stierstadt und Liszts Familie führte dazu, dass Doktor Stierstadt sich im Hause Liszt bewegte. Er war auch derjenige, der organisierte, dass Professor Doktor Otto Hahn wiederholt zu einem ordentlichen Fleischgericht von der Familie Liszt eingeladen wurde.

 

 Hierzu hatte Tochter Traudel folgendes zu berichten:

Nach solch einem Mal zogen sich Stierstadt und Hahn stets in eine ruhige Ecke zurück und führten dienstliche Gespräche. Hierzu ist Tochter Liszt in  Erinnerung dass oft die Worte:" ...die Zuarbeiten für Peenemünde..." fielen. Erfahren konnte ich auch, dass benannte Tochter Traudel durch Stierstadt als Hilfsbürokraft im Institut tätig war und die Schlüsselgewalt über den großen Panzerschrank besaß, welcher aufgrund seiner Schwere gleich hinter der Haustüre einen Platz fand. Tochter Traudel erinnert sich, dass beim Öffnen dieses Schrankes im Mittelfach ein besonders dicker Ordner mit der Aufschrift "Streng geheim", "Zuarbeiten für Peenemünde!", lag.

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Persönliches Erlebnis:

 

Professor Doktor Otto Hahn solle Chef der geheimen Forschungsstätte "Harrasmühle " gewesen sein?

 

Im Frühjahr 2008 besichtigten wir die" Wasserkunst" einer alten Mühle, nahe der Harrasmühle, die absichtlich nicht benannt wird.

Nach der Besichtigung fand in der erhaltenen alten Müllerstube zum Abschluss noch eine zwangslose Unterhaltung statt. Eine Frau kam hinzu und gesellte sich an meine Seite. Irgendetwas bewegte mich sie zu fragen, ob sie in diese Mühle gehöre. Sie bejahte und fügte hinzu das sie die Tochter des verstorbenen Altmüllers ist.

So drängte es mich zu fragen, ob sie auch in der Zeit des Zweiten Weltkrieges schon hier gelebt habe, als das Forschungsinstitut aus Berlin in der Harrasmühle untergebracht war. Sie bejahten es und fügte hinzu, dass sie in jener Zeit desöfteren die Kinder der Wissenschaftler betreute die mit ihren Familien hier wohnten.

Zum Schluss stellte ich noch die Frage:

" Da haben sie wohl auch den Leiter des Instituts haben Doktor Stierstadt gekannt?"

Sie antwortete  empört  " Herr Dr. Stierstadt war nur Abteilungsleiter, Chef war Herr Prof. Dr. Hahn und nicht Herr Stierstadt, das weiß ich aber nun ganz genau." 

Diese Zeitzeugin, die nicht benannt werden möchte, lebt noch.

 


 

Konstruktion und Fertigung von Leitwerksystemen für Fernwaffen (V 2/A 9 -A 10) im vormaligen " Eisen- und Kupferhammer" im Mühlengrund " Raum Harrasmühle" (bis 2012 noch völlig unbekannt)

Unlängst (2012) gelangte ich zu einem Gedächtnisprotokoll, in welchem der Sohn über seinen Vater berichtete, der in den letzten Kriegsjahren als " Abnahmeingenieur für Lenksysteme von Fernwaffen" auch im Raum " Harrasmühle" seinen Dienst verrichtete. Es gab noch mehrere derartige Raumbezeichnungen für geheime militärische Fertigungsstätten wie Raum Leuteberg, Raum Auma, Raum Kahla und Raum Zeulenroda in unserer Nähe.

Die in Kupfer- und Eisenhammer des Raumes " Harrasmühle" beschäftigten Spezialisten waren zumeist Techniker und Ingenieure sowie Mechaniker und technische Zeichnerinnen. Chef der Forschungs- und Fertigungsstätte war ein Ingenieur Rudolf Mörl, der dem Raketenspezialisten Werner von Braun direkt unterstand.

Mörl und noch andere Personen der Forschungs- und Fertigungsstätte wurden nach dem Besatzungswechsel (1. Juni 1945) von den Sowjets gesucht.

Daraufhin flüchtete Mörl nach Schweden. 

 


 

Zur Erklärung der Lenkwerkssysteme für V -Waffen:

 

Da die Halbleiter Elektronik in den Anfängen stand und die zu jener Zeit gängige Elektronik auf der Basis von Elektronenröhren mit Heinzfäden, also Glühkathoden beruhte, die den hohen Schwingungen eines Raketentriebwerkes nicht standhielten, musste ein Steuer- und Lenksystem auf mechanischer Basis entwickelt und erprobt werden. (Erprobungen fanden in den Schieferbrüchen Lehestens statt, wo auch die Brennkammern von Raketentriebwerken getestet wurden.)

 


 

Gespräch unter vier Augen mit einer anderen Zeitzeugin: Frühherbst 1944

Die  Tochter  des Besitzers der Schlagmühle, im Mühlengrund des Orlatales,  lebt noch und übermittelt mir folgendes Vorkommnis ihres Vaters mit dem Wissenschaftler, Doktor Weiß, aus Österreich, welcher in der Schlagmühle logierte.

Mein Vater richtete einmal folgende Frage an den Wissenschaftler aus Österreich, als sich beide, wie so oft, auf dem Hofgelände trafen." Nun sagen Sie einmal, nach was forscht ihr den hier in der Harrasmühle?" Die Antwort forderte merkliche Bedenkzeit und lautete:" Nach was wir hier forschen dient einzig und allein der Vernichtung der Menschheit"   

 


 

Träger für die Atombombe

 

Bereits 1942 erfolgte der Jungfernflug des Flugzeuges für die Atombombe. Es war der     "Amerikabomber   Me 264", ausgerüstet mit vier Verbrennungsmotoren. Des weiteren als Träger für die Atombombe und bereits in die Praxis umgesetzt, war die mit vier Strahltriebwerken versehene "He 177 A-5".  Ab März 1945 wurde diese durch eine zweistufige A-9 P/A-10 Rakete ersetzt.

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Am Rande Vermerktes

 

 

Anruf im  Spätherbst 2013 

Da rief mich ein Herr aus Langendembach an, der angab, vor seiner Eheschließung im Mühlengrund (Harrasmühle) gelebt zu haben, und den von mir genannten Personenkreis des Institutes zu kennen.

Er hatte das Bedürfnis mir mitzuteilen, dass eine Frau Elbing ihm noch bekannt sei, die in gehobener Stellung im Institut beschäftigt war. Wenige Wochen später verstarb er.

 


 

Aussage zum Personenkreis der Harrasmühle:

Herr und Frau Möbius waren Besitzer der Harrasmühle (Gaststätte). Frau Olga Möbius (verstorben), sagte aus, dass sie für 22 Personen des Institutes, vorwiegend Wissenschaftler, täglich das Mittagsmahl richtete. 


Gedächtnisprotokoll von Peter Liewald                    Neustadt an der Orla 18.11.2007

 

Aus Erzählungen meines Vaters über die Jahre 1942-1945

Mein Vater wurde im Jahr 1942 im Winter an der Ostfront verwundet. Er kam dann zur Genesung nach Neu-Wieht am Rhein. Nach Wiederherstellung bekam er Heimaturlaub. Er traf seinen Freund Rudolf Mörll, der mit ihm früher bei Siemens auch als Elektroingenieur gearbeitet hat. Dieser Mörll war jetzt auf Usedom im Stab von Werner von Braun an der Forschung der V2 beteiligt. Er schlug meinen Vater vor, da er auch Elektroingenieur war, mit in das Projekt einzusteigen, denn sie brauchten Fachleute und mein Vater wäre vom Frontdienst befreit. Er willigte sofort ein und kam nach Usedom. Auch meine Mutter konnte meinen Vater oft auf Usedom besuchen, sie sah öfters bei Versuchstarts die V2 fliegen. Durch die ständigen Luftangriffe der Alliierten, wurde beschlossen die Produktion der V2 zu dezentralisieren. So wurde mein Vater nach dem Lager Dora, einer Außenstelle des KZ-Buchenwald, versetzt. Hier war die Produktion der V2 unter der Erde aufgebaut worden. Mein Vater war für die Qualitätskontrolle von Steuerelementen für die V2 verantwortlich. Es wurde die Produktion der Steuerelemente noch weiter dezentralisiert und mein Vater musste mehrere Stellen in Raum Thüringen aufsuchen, um seine Arbeit durchzuführen.

 

Er erzählte mir wenn er von diesen Orten sprach immer von Räumen und benannte sie nicht konkret, so zum Beispiel: Raum Kahla, Raum Leutenberg, Raum Auma - Zeulenroda. An weitere kann ich mich nicht mehr erinnern. Das war auch der Zeitpunkt wo mein Vater der Gruppe Harrasmühle unterstellt wurde. Er war dann sehr oft zu Hause bei meiner Mutter in der Schlossgasse. Als die Alliierten sich Thüringen näherten, war mein Vater in Dora, und da haben sie ihre Unterlagen vernichtet. Haben sich einen Marschbefehl nach Neustadt - Harrasmühle ausgestellt, denn sie hatten ja Zivilsachen an und die SS hat ja überall nach Fahnenflüchtigen gesucht. Mein Vater und ein weiterer Kollege haben sich dann hier gemeldet. Aber die ganze Sache war auch hier im auflösen. So ist mein Vater mit diesen Kollegen in die Schlossgasse und harrten der Dinge aus. Nach dem die Amerikaner in Neustadt waren suchten sie auch nach meinen Vater. Das Gleiche war auch, als die Russen Thüringen übernahmen. Aber mein Vater und seinen Kollegen hatten sich immer in unserem Garten versteckt. Der Kollege, dessen Namen ich nicht mehr weiß, hat sich dann im Februar 1946 aus Neustadt verabschiedet. Bis dahin hat er auch in der Schlossgasse gewohnt.

Ich weiß noch genau, dass wir in den späteren Jahren 1948-51 öfter Spaziergänge nach der Harrasmühle machten. Da besuchten wir im Eisenhammer die Familie Lindworskie. Sie hatte zwei Jungen, die so 2-3 Jahre älter waren als ich, und mit mir spielten. Mein Vater erzählte mir später, dass der Lindworskie sein Vorgesetzter in der Harrasmühle war. Dieser war nach dem Krieg genau so, wie mein Vater, bei der BBC&Co in Gera als Ingenieur beschäftigt. Der Rudolf Mörll ( Rudi) war auch bis Kriegsende in der Harrasmühle und hat dann  auch so 2-3 Monate bei uns in der Schlossgasse gewohnt. Dann hat er sich nach Schweden abgesetzt. Er Heiratete eine Schwedin und gründete dort ein Sägewerk mit Möbelfabrik. Die Russen wollten, dass die Schweden den Mörll ausliefern, aber die Schweden kamen dieser Bitte nicht nach. Dieses erfuhr mein Vater durch Briefe, denn bis 1972 stand er mit Mörll im Briefkontakt.

Im Jahre 1952 hat BBC &Co ihren ganzen Betrieb in Gera illegal in die BRD überführt, wo auch Lindworskie mit ist. Es sind damals alle Beschäftigten des Betriebes mit übersiedelt, bis auf meinen Vater, weil meine Mutter Neustadt nicht verlassen wollte. So hatten wir 1952 eine dreitägige Hausdurchsuchung mit Befragung durch die DDR-Organe. Wir wohnten damals auf den Markt 5 im Haus des Friseur Krauslach und der Fleischerei Fange.

Ich denke, dass diese Ergänzungen zum Belegen dienen, um zu beweisen, dass in der Harrasmühle entsprechend geforscht wurde.

 


 

Anhang aus :

Deutsche Geschichte Nr.78

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